Projekt

Philosophie in der islamischen Welt der Moderne

Das wissenschaftliche Netzwerk Philosophie in der islamischen Welt der Moderne / Philosophy in the modern Middle East hat zum Ziel, ein noch junges Forschungsfeld in der deutschsprachigen Wissenschaftslandschaft sowie international weiterzuentwickeln. In den drei Jahren der Förderung durch die DFG (2021-2024) sollen transdisziplinäre Perspektiven ausgelotet werden, um Forschung und Lehre im Feld inhaltlich und institutionell sowie im ständigen Austausch mit Kollegen aus der MENA-Region nachhaltig zu etablieren.

Spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts begann in der islamischen Welt der Moderne eine Rezeption moderner Philosophie westlicher Prägung, die auch zu einer kritischen Relektüre der klassischen und postklassischen philosophischen und theologischen Traditionen der islamischen Ideengeschichte führte. Initiiert wurde diese Aneignung westlicher und islamischer Denktraditionen durch Intellektuelle, Aktivistinnen und Aktivisten, die in den Metropolen des Nahen und Mittleren Ostens – oft über weite Bereiche untereinander vernetzt – im Kontext der kolonialen Expansion Europas begannen, sich mit dem politischen Denken der Aufklärung, Diskussionen zur Idee der Nation sowie positivistischer, naturwissenschaftlich orientierter Philosophie zu befassen und diese zum Teil im Zusammenhang mit philosophischen Schriften der islamischen Tradition diskutierten. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts differenzierten sich diese intellektuellen Debatten weiter aus und professionalisierten sich im Rahmen der nach westlichem Vorbild neu entstandenen modernen Universitäten. Aufklärungsphilosophie, Liberalismus, Marxismus, Existenzialismus, Hermeneutik und Dekonstruktion aber auch Rationalismus, Mystizismus und Intuitionismus wurden dadurch zu bedeutenden Elementen gesellschaftlicher, intellektueller und akademischer Diskurse in verschiedenen Regionen der islamisch geprägten Welt.

Weder in der nahostwissenschaftlichen noch in der historischen oder gar systematischen philosophischen Forschung im deutschsprachigen Raum sind diese Entwicklungen bisher hinreichend untersucht worden. Das Netzwerk verfolgt das mittel- und langfristige Ziel, das kaum entwickelte Forschungsfeld der Philosophie in der islamischen Welt der Moderne nachhaltig als integralen Bestandteil in den Bereichen Forschung und Lehre auch institutionell zu verankern. Konkret werden die Netzwerkmitglieder auf Workshops und Jahrestagungen 1) in zentralen Themenbereichen (Philosophiegeschichte, Metaphysik und politische Philosophie) Kernfragen und Schlüsselkonzepte benennen und diskutieren; 2) Schlüsseltexte der einzelnen zentralen Themenbereiche identifizieren, regional und doktrinär vergleichend analysieren und auf diese Weise für den akademischen und öffentlichen Diskurs erschließen; 3) konkrete Publikationen realisieren und strukturbildende Maßnahmen und Forschungsvorhaben erörtern und initiieren, um die Präsenz philosophischen Denkens in der islamischen Welt der Moderne und ihre anhaltende Verflechtung mit der europäischen Geistesgeschichte innerhalb der akademischen aber auch der allgemeinen Öffentlichkeit nachhaltig sichtbar zu machen.

Arbeitstreffen des wissenschaftlichen Netzwerks 2021-2024

In einer Reihe von Arbeitstreffen wird das Netzwerk verschiedene Aspekte der Philosophie in der modernen islamischen Welt sowohl aus thematischer als auch aus methodologischer Perspektive diskutieren. Darüber hinaus sollen Strategien zur Förderung von Forschung und Lehre in diesem Bereich erörtert werden. Das Herzstück des Netzwerks sind drei Jahrestreffen mit allen Mitgliedern des Netzwerks sowie externen Gästen, die zusätzliche Impulse geben und auch zur internationalen und interdisziplinären Verankerung des Netzwerks beitragen. Im Anschluss an die Jahrestreffen widmen sich weitere Treffen in kleinerem Rahmen, wir nennen sie Retraiten, aufbauend auf den Impulsen der Jahrestreffen, der praktischen Umsetzung und der Entwicklung konkreter Projekte im Hinblick auf zukünftige Forschungs- und Studienprogramme. Eine internationale Konferenz im Jahr 2024, zu der die Mitglieder des Netzwerks sowie ausgewählte Gäste beitragen werden, wird die Förderperiode des Netzwerks abschließen.

Die folgende Darstellung gibt einen Überblick über die Arbeitstreffen:

Weitere Informationen zu den Arbeitstreffen werden jeweils zu gegebener Zeit bekannt gegeben.